Ausgelaugt - zwischen Highlights und Hindernissen
April 2023, 112 Tage verbleiben dem Team bis zum Start der Weltmeisterschaft. Der mentale und körperliche Druck verlangt den Spielerinnen im Spagat zwischen Nationalmannschaft und Verein alles ab. In der DFB-April-Maßnahme macht sich die enorme Doppelbelastung bereits bei einigen Spielerinnen bemerkbar. Marina Hegering, Lena Oberdorf, Merle Frohms und Nicole Anyomi werden von ihren überbelasteten Körpern ausgebremst. „Obi“ fühlt sich einfach nur noch leer und hat keine Zeit zwischen den vielen Spielen, die Masse an emotionalen Highlights zu verarbeiten.
Wird das Team bis zur WM in Topform sein?
Der knappe 1:0 Sieg im Testspiel gegen die Niederlande war definitiv zu wenig und trübt die Stimmung im Team. Doch es gibt auch kleine Lichtblicke. Melanie Leupolz ist das erste Mal nach der Geburt ihres Sohnes wieder bei der Nationalmannschaft dabei und zeigt sich in Topform. Zusammen mit Almuth Schult ist die junge Mutter Vorreiterin beim DFB. Bei der Prämienverhandlung wird über das Thema Mutterschaft und die Förderung des Nachwuchses gesprochen.
Im Test gegen Brasilien feiert Melanie ihr Comeback, doch das Team verliert 1:2. Nach Abpfiff beendet Dzsenifer Maroszán ihre erfolgreiche Nationalmannschafts-Karriere mit einem emotionalen Abschied. Martina Voss-Tecklenburg wird ihre Qualität im Mittelfeld für die anstehende WM fehlen. Das Spiel zeigt der Mannschaft erneut Schwächen auf, die es bis dahin zu verbessern gilt.
Der Auswahlprozess in Herzogenaurach für den finalen WM-Kader schwebt in den Köpfen der Spielerinnen. Zwei Entscheidungswochen stehen an, die zu Unmut in der Mannschaft führen. Die Spielerinnen hätten früher Klarheit gewünscht. Auch die verspätete Anreise der Bayern-Spielerinnen erschwert die Vorbereitung. Eine schwere Entscheidung wurde von der Bundestrainerin bereits im Vorfeld getroffen: Giulia Gwinn wird es nicht in den WM-Kader schaffen. Dafür kehrt nach jahrelanger Nationalelf- Pause Carolin Simon zurück. Die nicht-Nominierungen der letzten Jahre ließen „Caro“ in ein Leistungsloch stürzen, die persönliche Fallhöhe, es letzten Endes erneut nicht in den Kader zu schaffen, steigt.
Der Findungsprozess
Ein knapper Sieg gegen Vietnam und eine knappe Niederlage gegen Sambia geben der Mannschaft nicht das benötigte Selbstbewusstsein. Doch der größte Schock ist die schwere Kreuzbandverletzung von Carolin Simon. Dieser Ausfall ist für Spielerinnen und Bundestrainerin besonders emotional.