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GesellschaftDeutschland

Hakenkreuze und Gewaltvideos - Was Kinder posten

26. März 2022

Immer häufiger landen Gewaltvideos, pornografische und antisemitische Inhalte in Schülerchats. An vielen Schulen ist das ein Problem. Doch offen darüber sprechen will kaum jemand. Wie kann man Kinder und Jugendliche schützen?

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Viele Schulen bemühen sich, ihren Schülern einen verantwortungsvollen Umgang mit sozialen Netzwerken zu vermitteln. Handys sind verboten, trotzdem ist schwer zu kontrollieren, was in Schülerchats geteilt wird. Denn fast täglich tauchen problematische Inhalte auf. Nicht immer sind es Gewaltvideos. Auch pornografische, antisemitische oder rechtsextreme Bildchen, sogenannte Sticker, landen in den WhatsApp-Gruppen. An vielen deutschen Schulen ist das ein Problem. Die Anwältin Gesa Stückmann aus Rostock klärt seit Jahren darüber auf, was im Netz erlaubt ist - und was nicht. Denn vielen Schülerinnen und Schülern sei nicht klar, dass Hakenkreuz und Hitlergruß strafrechtlich verfolgt werden könnten. Zwar sind in Deutschland Jugendliche erst ab 14 Jahren strafmündig, doch sie will, dass sich die Kinder frühzeitig darüber klar werden, was sie da möglicherweise verschicken: "Es reicht nicht mehr ihnen mitzugeben, ihr dürft nicht hauen, nicht klauen, nichts kaputtmachen und nicht bei Rot über die Ampel gehen, sondern die müssen das alles wissen, was wir Erwachsenen auch wissen müssen!" Technik, die eigentlich für Erwachsene gedacht sei, liege heute ja auch in Kinderhänden. Auf ihrem Computer hat Gesa Stückmann über die Jahre gesammelt, was alles in Schülergruppen auftaucht. Das Schema der NS-Sticker ist fast immer gleich: Die Verbrechen der Nazis werden ins Lächerliche gezogen und verlieren so scheinbar den Schrecken. "Das ist einfach die Masse, die es macht", gibt Stückmann zu bedenken, "wenn man das immer öfter liest, dann sinkt einfach die Hemmschwelle." Auch kinderpornografische Sticker landen immer häufiger auf Schülerhandys. Das Bundeskriminalamt (BKA) registrierte zwischen 2018 und 2019 nahezu eine Verdreifachung der Fälle. Was bewegt Jugendliche dazu, solche Bilder weiterzuleiten? Nach langer Recherche an verschiedenen Schulen erklärt sich ein Schüler bereit, darüber zu sprechen. Er hatte selbst ein kinderpornografisches Bild geteilt, die Polizei ermittelte gegen ihn: "Mir war einfach nicht bewusst, dass das schlimm ist. Man war in einer eigenen Welt für sich - es ist einfach schockierend, es ist krass, es ist was Neues. Und dann hat man das Bedürfnis zu sagen: Guck mal! Das habe ich. Das ist krass, oder?" Das Gespräch bei der Polizei endet für den damals 15-Jährigen mit einem Eintrag im Erziehungsregister. "Was bleibt ist die Scham", sagt er darüber, dass er nicht so reif gewesen sei, um zu sehen, dass man ein solches Bild nicht teile.